Eine gewachsenene Feuerwehr
Feuer und Wasser, Urgewalten, die das menschliche Leben erst ermöglichten, sich aber bis heute nicht vom Menschen beherrschen lassen.
Friedrich von Schiller schrieb schon damals in seiner „Glocke“:
Wohltätig ist des Feuers Macht,
wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht,
wehe, wenn sie losgelassen
wachsend ohne Widerstand,
denn die Elemente hassen
das Gebild der Menschenhand.
Flackernd steigt die Feuersäule,
durch der Straße lange Zeile
wächst es fort mit Windeseile,
alles rennet, rettet, flüchtet,
taghell ist die Nacht gelichtet.
Gerade im Mittelalter und auch später kam es durch die damalige Bauart (Fachwerk mit Strohdach) zu riesigen Feuersbrünsten, welche die Menschen fürchteten, weil sie ihnen nicht nur Hab und Gut nahmen, sondern oftmals ganze Familien auslöschten. Man erinnere sich alleine an das Großfeuer in Hamburg. So ergab es sich, dass auch in unserem Heimatdorf Ohe um 1882 ein Feuer in der Altenteilerkate des Kätners Johann Kröger sich zu einem Großbrand ausweitete. Obwohl die gesamte Dorfbevölkerung alles in ihrer Macht stehende tat, um das zu verhindern, fiel dann auch im weiteren Verlauf sein Bauernhaus, das Bauernhaus von Joachim Knaack und dessen zwei Arbeiterkaten dem Feuer zum Opfer. Dies hatte zur Folge, dass sich schon relativ früh in unserem Ort eine Reihe von Bürgern uneigennützig und freiwillig der Allgemeinheit zur Verfügung stellten, um Hilfe zu leisten.
So war es auch nicht verwunderlich, dass sie sich am 01. April 1885 in gewohnter Weise organisierten und die Freiwillige Feuerwehr Ohe gründeten.
Nachfolgende Gründungsmitglieder sind bekannt:
Fritz Bahr, Heinrich Becker, Heinrich Eggers, Carl Hinrichs, Adolf Jens, Johann Knaack, Heinrich Koop, Fritz Kratzmann, Herrmann Pigger, Carl Prahl, Heinrich & Johannes Rönner, Carl Schenkenberg, Heinrich Schröder, Thomas Slowinski, Heinrich & Otto Witten sowie der erste Hauptmann (Wehrführer) Hinrich Scharfenberg.
Es wurde danach nötiger weise eine Wagenspritze und eine Vielzahl von Gerätschaften erworben, um der Feuerwehr den technischen Grundstock, den sie benötigte, zu geben.
In den folgenden Jahren gab es dann auch eine Menge an Möglichkeiten, ihr Können unter Beweis zu stellen und der Bevölkerung aus Ohe und den umliegenden Orten Sicherheit zu geben und größeren Schaden zu verhindern.
Als dann im Zweiten Weltkrieg die Männer fehlten oder nicht mehr heimkehrten, wurden die Reihen der Kameraden mit zehn weiblichen Kameraden aufgefüllt, die mit nicht weniger Engagement Dienst zum Wohle der Bürger ihrer Heimat leisteten. Da waren: E. Bohlens, H. Gellert, H. Koop, I. Schütt, G.+A. Eggers, M.+I. Fink, L. Rönner und I. König. Ihr Können stellten sie dann besonders bei Einsätzen durch Brandbomben in den Jahren 1943 und 1944 dar, wo sie “ihren Mann standen” und Schlimmeres zu verhindern wussten.
Zum Zeitpunkt der damaligen Gründung konnte noch niemand ahnen, welchen gewaltigen Aufschwung die Freiwilligen Feuerwehren nehmen würden. Heute sind Feuerwehrfrauen- und Männer längst zu Fachleuten geworden, die den bestmöglichen Brand- und Katastrophenschutz sowie Hilfeleistungen in Notfällen verschiedenster Art gewährleisten.
Die dadurch fortwährend gestiegenen Anforderungen machten es zeitig notwendig, sich nunmehr nicht nur im Orte sondern auch auf Landesebene fortzubilden, wie Bilddokumente von 1937 belegen.
Ihre Leistungsbereitschaft stellte die Wehr in einer Vielzahl von Teilnahmen an Wettbewerben und Leistungstests erfolgreich unter Beweis.
Die akute Schadensbekämpfung lag den Kameraden am Herzen – wichtig erschien es ihnen aber auch, künftigen Notstand zu verhindern: bei einem Großfeuer der Stroh- und Gerätescheune auf Gut Silk am 30.März 1958 konnte der Brandstifter durch das mutige Zugreifen des ehemaligen Oher Wehrführers Richard Schröder gefasst werden! Man hat damals bereits erkannt das Brandverhütung besser ist als Brände zu löschen.
Nicht allein die Feuerwehrleute wurden mehr gefordert und haben sich weitergebildet, auch das Gerät hatte sich längst von der Pferde-gezogenen Wagenspritze, über den Tragkraftspritzenanhänger zu einem selbst fahrenden Löschfahrzeug entwickelt.
Schnell reichte das alte Spritzenhaus nicht mehr aus und die Wehr zog im März 1968 zum neuen (auch jetzigem) Standort an der alten Schule um. Man erhielt dort die Möglichkeit, sich, größtenteils in Eigenleistung, eine Stellhalle umzubauen. 1970 errichtete man ein weiteres Gebäude, welches einen zweiten Stellplatz bot.
Der größere Teil beherbergte u.a. das bis heute im Kreis einmalige, Feuerwehrmuseum, welches im Oktober 1970 eingeweiht wurde.
Der 29. November 1970 war für die Freiwillige Feuerwehr Ohe ein besonderer Tag. Der damalige Landeswehrführer Jonny Matthiesen besuchte die Wehr. Er Vollzog unter der Einbeziehung der alten Weihfahne Ahrensburgs des Kreises Stormarn die Fahnenweihe der ersten Fahne der FF Ohe. Damit war es nun möglich geworden die Wehr bei öffentlichen Veranstaltungen so zu präsentieren, wie es sich für damalige Verhältnisse geziemte.
Im November 1972 konnte man einen weiteren Baustein des Feuerwehrgerätehauses seiner Bestimmung übergeben. Die neuen Dienst- und Mannschaftsräume waren bezugsfertig. Somit war es den Kameraden erstmalig möglich, sich in den eigenen Räumlichkeiten zu treffen. Diese neuen Möglichkeiten motivierten dann dazu, eine eigene Übungs- und Ausbildungsfahrt auszurichten, in der sich Mensch und Gerät bei einem Wettstreit auf dem höchsten Niveau gegenüberstanden. Diese Veranstaltung genoss lobende Anerkennung nicht nur bei den Teilnehmern, vielmehr auch auf Kreis und Landesebene.
Die stete offene und kontaktfreudige Art der Oher Wehrmänner wurde am 5. Juli 1974 damit belohnt, dass sie eine Partnerschaft mit der Feuerwehr aus Padasjoki, einem Ort in Südfinnland, einging. Diese Verbindung hält bis zum heutigen Tage an (dazu aber mehr an anderer Stelle).
Nicht nur der konsequente Zuwachs an neuen Kameraden, die helfen wollten, sondern auch das Anwachsen des Ortes an sich und die damit gestiegenen Gefahren, machten es notwendig, dass ein drittes Fahrzeug angeschafft wurde. Im Jahr 1981 erhielt die Feuerwehr Ohe ein neues Löschgruppenfahrzeug (LF 16) in der Größe eines LKW mit moderner Ausstattung. Die damit verbundene Platznot im Gerätehaus stellten dann Verwaltung und Wehr vor die nächste große Aufgabe. 1984/85 wurde der größte Teil der Wache umgebaut und modernisiert.
Das 1970 entstandene Gebäude wurde entfernt und eine Doppelhalle mit, darüber liegendem, Versammlungsraum angebaut. Ein Atemschutzraum, eine kleine Küche und neue Sanitärräume entstanden.
Weiterhin wurde im Garten eine Blockhaussauna aufgestellt. Diese ist ein Geschenk der finnischen Freunde zum 100. Geburtstag der Wehr, der im Jahr 1985 groß gefeiert wurde.
Im Zuge der Umbauarbeiten musste auch das stetig erweiterte Feuerwehrmuseum umziehen. Es ist nunmehr im Hauptgebäude der alten Schule untergebracht und weist ständig wachsende Besucherzahlen auf. Egal ob jung oder alt, die offenkundige Anschaulichkeit des technischen Fortschritts anhand der ausgestellten Exponate ist beeindruckend. Den Besuchern wird ein individueller Einblick in die Arbeit und Gerätschaften des Feuerwehrwesens im vergangenen Jahrhundert ermöglicht.
Es kommt gar vor, dass die Oher Kameraden in uralte Kleidung schlüpfen, ihre betagte Wagenspritze von 1884 nehmen und bei dem Jubiläum in Darstellungsprogrammen einen historischen Löschangriff demonstrieren.
- In Ohe lebt die Vergangenheit als wichtiger Teil der modernen Gesellschaft mit.
Die Feuerwehr ist nebenbei auch ein kultureller Träger des Ortes, was man an einer Vielzahl von Veranstaltungen, wie z.B. dem Wandertag und der Sonnenwende sehen kann.
Was die Kameraden gelernt in der Vergangenheit haben ist Weitsicht. Und das ist es, was sie haben müssen. Die Gefahr von übermorgen erkennen und schon heute dafür gewappnet sein. Und so wurde es mehr und mehr erforderlich, dass sich der Fahrzeug- und Gerätepark in den weiteren Jahren ständig erweiterte. Ein großer Dank gehört all denen, die dieses immer ermöglicht haben. Die Anforderungen wurden letztendlich auch immer größer. Also mehr Technik, mehr Gerät und auch mehr Ausbildung. Die Zukunft sollte gesichert werden und somit fing man an, eine Jugendabteilung aufzubauen, die der Reinbeker Jugendwehr angegliedert war. Und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Aus diesen Grundsteinen erwuchs ein stattliches Gebilde, eine ausgezeichnete Kameradschaft und eine sehr gut ausgebildete Truppe, die sehr gut im gesamten Feuerwehrleben der Stadt Reinbek integriert ist. Um diese Zusammenarbeit zu verbessern, wurden in den letzten Jahren eine Vielzahl von Ausbildungen und Aktionen gemeinsam mit den Wehren Schönningstedt und Reinbek unternommen, ein Beispiel hier wäre die gemeinsame Grundausbildung, die für alle drei Wehren seit einigen Jahren in Ohe durchgeführt wird. Die Fahrzeuge und Geräte befinden sich auf einem sachgerechten Niveau; – doch nicht nur Gerät allein, – der Mensch macht es aus! Und so bleibt zu hoffen, dass noch viele Menschen erkennen:
Gott zur Ehr´dem nächsten zur Wehr