1885 – unsere Geschichte

Eine gewachsene Feuerwehr

Feuer und Wasser, Urgewalten, die das menschliche Leben erst ermöglichten, sich aber bis heute nicht vom Menschen beherrschen lassen.

Friedrich von Schiller schrieb schon damals in seiner „Glocke“:

Wohltätig ist des Feuers Macht,
wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht,
wehe, wenn sie losgelassen
wachsend ohne Widerstand,
denn die Elemente hassen
das Gebild der Menschenhand.

Flackernd steigt die Feuersäule,
durch der Straße lange Zeile
wächst es fort mit Windeseile,
alles rennet, rettet, flüchtet,
taghell ist die Nacht gelichtet.

Löschübung in Ohe um 1900

Bereits im Mittelalter und auch in späteren Zeiten kam es aufgrund der damaligen Bauweise – Fachwerkhäuser mit Strohdächern – immer wieder zu verheerenden Feuersbrünsten. Diese Brände wurden von den Menschen gefürchtet, da sie nicht nur Hab und Gut zerstörten, sondern oft ganze Familien auslöschten. Man denke nur an das große Feuer in Hamburg.

Auch unser Heimatdorf Ohe blieb davon nicht verschont: Um das Jahr 1882 weitete sich ein Feuer in der Altenteilerkate des Kätners Johann Kröger zu einem Großbrand aus. Trotz aller Bemühungen der Dorfbewohner, das Feuer einzudämmen, fielen im weiteren Verlauf auch das Bauernhaus von Johann Kröger, das Bauernhaus von Joachim Knaack und dessen zwei Arbeiterkaten den Flammen zum Opfer.

Dieses Ereignis hatte zur Folge, dass sich bereits früh in unserem Ort eine Gruppe engagierter Bürger uneigennützig und freiwillig für die Gemeinschaft einsetzte, um in Notlagen Hilfe zu leisten.

Hinrich Scharfenberg

Es war daher nicht überraschend, dass sie sich am 1. April 1885 zusammenschlossen und die Freiwillige Feuerwehr Ohe gründeten.

Nachfolgende Gründungsmitglieder sind bekannt:

Fritz Bahr, Heinrich Becker, Heinrich Eggers, Carl Hinrichs, Adolf Jens, Johann Knaack, Heinrich Koop, Fritz Kratzmann, Herrmann Pigger, Carl Prahl, Heinrich & Johannes Rönner, Carl Schenkenberg, Heinrich Schröder, Thomas Slowinski, Heinrich & Otto Witten sowie der erste Hauptmann (Wehrführer) Hinrich Scharfenberg.

Satzung damals

Anschließend wurde eine Wagenspritze sowie eine Vielzahl an Gerätschaften angeschafft, um der Feuerwehr die technische Ausstattung zu geben, die sie für ihre Arbeit benötigte.

In den folgenden Jahren ergaben sich zahlreiche Gelegenheiten, ihr Können unter Beweis zu stellen und der Bevölkerung von Ohe sowie den umliegenden Orten Sicherheit zu bieten und größeren Schaden zu verhindern.

 Während des Zweiten Weltkriegs, als viele Männer fehlten oder nicht mehr nach Hause zurückkehrten, wurden die Reihen der Feuerwehr mit zehn engagierten Frauen ergänzt. Sie leisteten ihren Dienst mit nicht weniger Hingabe und Einsatzbereitschaft zum Wohle der Gemeinschaft. Zu diesen Frauen gehörten: E. Bohlens, H. Gellert, H. Koop, I. Schütt, G. und A. Eggers, M. und I. Fink, L. Rönner und I. König. Besonders bei den Einsätzen während der Bombenangriffe in den Jahren 1943 und 1944 bewiesen sie große Tapferkeit und trugen dazu bei, Schlimmeres zu verhindern.

Zum Zeitpunkt der Gründung konnte niemand ahnen, welchen enormen Aufschwung die Freiwilligen Feuerwehren im Laufe der Zeit nehmen würden. Heute sind Feuerwehrfrauen und -männer hochqualifizierte Fachkräfte, die den bestmöglichen Brand- und Katastrophenschutz sowie vielfältige Hilfeleistungen in Notfällen gewährleisten.

Die stetig wachsenden Anforderungen machten es frühzeitig notwendig, sich nicht nur vor Ort, sondern auch auf Landesebene weiterzubilden – wie Bilddokumente aus dem Jahr 1937 eindrucksvoll belegen.

Ihre Einsatzbereitschaft stellte die Wehr durch erfolgreiche Teilnahmen an zahlreichen Wettbewerben und Leistungstests unter Beweis.

Die akute Schadensbekämpfung lag den Kameraden zwar am Herzen, doch ebenso wichtig war ihnen die Prävention künftiger Notfälle: Bei einem Großbrand der Stroh- und Gerätescheune auf Gut Silk am 30. März 1958 gelang es dem ehemaligen Oher Wehrführer Richard Schröder, den Brandstifter durch beherztes Eingreifen zu fassen. Schon damals erkannte man, dass Brandverhütung besser ist, als Brände zu löschen.

Nicht nur die Feuerwehrleute wurden zunehmend gefordert und bildeten sich kontinuierlich weiter, auch die Ausrüstung entwickelte sich stetig weiter: Von der pferdegezogenen Wagenspritze über den Tragkraftspritzenanhänger bis hin zu einem modernen, selbstfahrenden Löschfahrzeug.

Bald reichte das alte Spritzenhaus nicht mehr aus. Im März 1968 zog die Wehr daher an ihren neuen, noch heutigen Standort an der alten Schule um. Dort wurde – größtenteils in Eigenleistung – eine Stellhalle umgebaut. Bereits 1970 folgte der Bau eines weiteren Gebäudes, das einen zweiten Stellplatz bot.

Ein Teil des neuen Gebäudes beherbergt bis heute das im Kreis einzigartige Feuerwehrmuseum, das im Oktober 1970 feierlich eingeweiht wurde.

Fahnenweihe 1970

Der 29. November 1970 war ein besonderer Tag für die Freiwillige Feuerwehr Ohe. Der damalige Landeswehrführer Jonny Matthiesen besuchte die Wehr und vollzog die feierliche Weihe der ersten Fahne der FF Ohe – unter Einbeziehung der alten Weihfahne Ahrensburgs des Kreises Stormarn. Damit war es der Wehr nun möglich, sich bei öffentlichen Veranstaltungen in würdiger Weise zu präsentieren, wie es den damaligen Gepflogenheiten entsprach.

Leistungsbewertung 1971

Im November 1972 wurde ein weiterer Meilenstein für das Feuerwehrgerätehaus erreicht: Die neuen Dienst- und Mannschaftsräume waren bezugsfertig und konnten ihrer Bestimmung übergeben werden. Erstmals hatten die Kameraden die Möglichkeit, sich in eigenen Räumlichkeiten zu treffen. Diese verbesserten Bedingungen motivierten die Wehr dazu, eine eigene Übungs- und Ausbildungsfahrt auszurichten, bei der sich Mensch und Gerät auf höchstem Niveau in einem Wettstreit gegenüberstanden. Die Veranstaltung erntete nicht nur Anerkennung von den Teilnehmern, sondern fand auch auf Kreis- und Landesebene großen Zuspruch.

Die offene und kontaktfreudige Art der Oher Wehrmänner wurde am 5. Juli 1974 besonders belohnt: Die Feuerwehr Ohe ging eine Partnerschaft mit der Feuerwehr aus Padasjoki, einem Ort in Südfinnland, ein. Diese Verbindung besteht bis heute und wird aktiv gepflegt (dazu aber mehr an anderer Stelle).

Übergabe des LF 16 im Jahr 1981

Nicht nur der kontinuierliche Zuwachs an neuen Kameraden, die helfen wollten, sondern auch das Wachstum des Ortes und die damit verbundenen steigenden Gefahren machten die Anschaffung eines dritten Fahrzeugs notwendig. Im Jahr 1981 erhielt die Feuerwehr Ohe ein neues Löschgruppenfahrzeug (LF 16) – ein Lkw mit moderner Ausstattung. Die damit einhergehende Platznot im Gerätehaus stellte die Verwaltung und die Wehr vor die nächste große Herausforderung. In den Jahren 1984/85 wurde daher ein Großteil der Wache umgebaut und modernisiert.

Das 1970 errichtete Gebäude wurde abgerissen und durch eine Doppelhalle mit einem darüberliegenden Versammlungsraum ersetzt. Zudem entstanden ein Atemschutzraum, eine kleine Küche und moderne Sanitärräume.

Ein besonderes Geschenk erhielten die Kameraden von ihren finnischen Freunden aus Padasjoki: Zum 100. Geburtstag der Wehr, der 1985 groß gefeiert wurde, wurde im Garten eine Blockhaussauna aufgestellt – ein Zeichen der langjährigen Freundschaft zwischen beiden Feuerwehren.

Anbau 1985

Im Zuge der Umbauarbeiten musste auch das stetig wachsende Feuerwehrmuseum umziehen. Es befindet sich nun im Hauptgebäude der alten Schule und verzeichnet kontinuierlich steigende Besucherzahlen. Ob jung oder alt – die anschauliche Darstellung des technischen Fortschritts anhand der ausgestellten Exponate beeindruckt alle Besucher. Das Museum bietet einen individuellen Einblick in die Arbeit und die Gerätschaften des Feuerwehrwesens im vergangenen Jahrhundert.

Historischer Löschangriff

Es kommt immer wieder vor, dass die Oher Kameraden in historische Uniformen schlüpfen, ihre betagte Wagenspritze von 1884 in Stellung bringen und bei Jubiläen mit einem historischen Löschangriff die Vergangenheit lebendig werden lassen.

In Ohe lebt die Vergangenheit als wichtiger Bestandteil der modernen Gesellschaft fort.

Die Feuerwehr ist darüber hinaus auch ein bedeutender kultureller Träger des Ortes – sichtbar bei zahlreichen Veranstaltungen wie dem Wandertag und der Sonnenwende.

Was die Kameraden aus der Vergangenheit gelernt haben, ist Weitsicht – und genau diese ist unerlässlich. Die Gefahren von morgen frühzeitig zu erkennen und sich bereits heute darauf vorzubereiten, gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Wehr. So wurde es im Laufe der Jahre zunehmend erforderlich, den Fahrzeug- und Gerätepark stetig zu erweitern. Ein großer Dank gebührt all denen, die dies immer wieder ermöglicht haben.

Mit den steigenden Anforderungen wuchs auch die Notwendigkeit nach besserer Technik, mehr Ausrüstung und intensiverer Ausbildung. Um die Zukunft zu sichern, wurde daher eine Jugendabteilung ins Leben gerufen, die der Jugendwehr Reinbek angegliedert wurde – mit durchschlagendem Erfolg. Aus diesen Grundsteinen erwuchs eine starke Gemeinschaft, eine ausgezeichnete Kameradschaft und eine hochqualifizierte Truppe, die heute fest im Feuerwehrleben der Stadt Reinbek verankert ist.

Ebenso ins Feuerwehrbild der Stadt etabliert, hat sich die erste Kinderfeuerwehr im Kreis Stormarn. Die Kameraden der FF Ohe gründeten diese Nachwuchsabteilung im Jahr 2016. Sie sollte schon bald Früchte tragen: im Jahr 2025 wird das erste Gründungsmitglied in den Einsatzdienst übernommen.

Um die Feuerwehrarbeit weiter zu stärken, wurden in den letzten Jahren zahlreiche Ausbildungen und Aktionen gemeinsam mit den Wehren Schönningstedt und Reinbek durchgeführt – ein Beispiel hierfür ist die gemeinsame Grundausbildung, die einige Jahren in Ohe stattfand – und bis heute unter Organisation der FF Ohe im Südkreis Stormarns fortgeführt wird.

Die Fahrzeuge und Geräte sind auf einem modernen Stand – doch nicht die Technik allein macht den Unterschied, sondern der Mensch dahinter. Möge daher auch in Zukunft gelten:

Gott zur Ehr’, dem Nächsten zur Wehr!

Museum der FF Ohe